Schöner Beitrag von Ronald Hartz (https://twitter.com/ronald_hartz) mit wichtigen Informationen zu Filmen aus der Perspektive einer kritischen Organisationsforschung. (http://www.kritische-organisationsforschung.de)
Archiv der Kategorie: Film
Zwei neue, interessante Filme über die Arbeitswelt
Für das kommende Jahr habe ich mir vorgenommen, auf jeden Fall die beiden folgenden Filme anzuschauen, die zu Beginn 2020 erscheinen.
„Sorry we missed you“ von Ken Loach
http://www.filmstarts.de/kritiken/264872/trailer/19574796.html?jwsource=cl
In einem Interview sagt Ken Loach:
„Wie sind Sie auf die Idee für SORRY WE MISSED YOU gekommen?Nach ICH, DANIEL BLAKE dachte ich, dass das vielleicht der letzte Film gewesen wäre, aber als wir für unsere Recherchen Essensausgaben besuchten, wurde uns erst so richtig klar, wie viele der Menschen, die dorthin kommen, eigentlich „Arbeit“ haben. Teilzeitarbeit, kleine Jobs, Zeitarbeit, Ich-AGs, Provisionsjobs, oft so schlecht bezahlt und auf eigenes Risiko, dass es nicht fürs Leben reicht. Das ist eine neue Form der Ausbeutung. Die sogenannte ‚Gig Economy’ mit Honoraraufträgen, Kleinjobs oder Beschäftigung über Agenturen tauchte immer wieder und immer häufiger in Pauls und meinen alltäglichen Gesprächen auf. Daraus formte sich Stück für Stück die Idee für einen weiteren gemeinsamen Film, bei dem man die Verwandtschaft und den Bezug zu ICH, DANIEL BLAKE nicht leugnen kann.“ (Quelle)
Ein Preview mit anschließendem Podiumsgespräch findet am 14. Januar 2020 in Berlin statt.
„Der marktgerechte Mensch“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz
„Die Filmemacher gehen an die Arbeitsplätze der neuen Modelle des Kapitalismus wie der Gig-Economie, wie der Arbeit auf Abruf. Sie treffen auf Menschen in bisher sicher geglaubten Arbeitsstrukturen an Universitäten oder in langjährigen Arbeitsverhältnissen mittlerer- und oberer Leitungspositionen. Und beobachten wie sich die Verschärfung des Wettbewerbs immer stärker auf den Einzelnen verlagert, was Solidarisierung tragbaren sozialen Beziehungen nur sehr schwer Raum lässt. Depression und Burnout machen Menschen, die an dieser Last und Unsicherheit zerbrechen, das Leben zur Hölle. Selbst dann noch glauben viele, an ihrem Schicksal schuld und ein Einzelfall zu sein.Doch dieser Wahnsinn ist nicht alternativlos. Der Film stellt Betriebe vor, die nach dem Prinzip des Gemeinwohls wirtschaften, Beschäftigte von Lieferdiensten, die einen Betriebsrat gründen und die Kraft der Solidarität von jungen Menschen, die für einen Systemwandel eintreten. „Der marktgerechte Mensch“ ist ein Film, der die Situation hinterfragt, Mut machen will, sich einzumischen und zusammenzuschließen. Denn ein anderes Leben ist möglich.“
Mehr Informationen hier: http://www.marketable-people.org/index.php/de/videos-teaser
Sicher werden weitere Filme sehenswert und hier erwähnenswert sein. Kommentare und Hinweise sind willkommen.
Eigentlich müsste man in einer kollektiven Anstrengung viel mehr Hinweise auf Filme, Besprechungen etc. zusammentragen. Kollektiv – alleine geht das nicht, da kann man dann nur so wie hier mal auf ausgewählte Filme hinweisen. – Ronald Hartz hat auf seinem Blog „Kritische Organisationsforschung“ unter der Rubrik „Filme von A bis Z …“ ebenfalls einige Zusammenstellungen von Filmen über die Arbeitswelt aufgeführt. Mal anschauen.
Dokumentation „Berichterstattung zum strukturellen Wandel der Arbeitswelt“
Die Dokumentation des wissenschaftlichen Symposiums Berichterstattung zum strukturellen Wandel der Arbeitswelt liegt vor.
Weitere Informationen findet man auf der Webseite http://www.arbeitenviernull.de. Einschließlich Links auf Werbespots, die in Kinos gezeigt werden. Mein Gefühl bei den Werbespots: Ambivalenz. Das will ich hier nur sagen, aber nicht weiter erläutern. Vielleicht kann man es nachvollziehen, wenn man die Spots anschaut.
ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“
Viel beworben wird derzeit die „Themenwoche“ der ARD. Gezeigt werden Beiträge unterschiedlicher Art zum Thema „Zukunft der Arbeit“:
http://www.ard.de/home/themenwoche/ARD_Themenwoche_2016_Zukunft_der_Arbeit/3235538/index.html
Eine gute bzw. gut gemeinte Sache? Ein nicht so kleines Aber: Die Sendungen scheinen mir sehr stark zum einen auf die Ersetzung von menschlicher Arbeitskraft durch (i.w.S.) Maschinen, zum anderen auf die Folgen für das Individuum (Abstieg, Armut) zentriert zu sein. Eine solche Perspektive könnte folgende Funktionen erfüllen: Sie vermitteln ein Gefühl der Ersetzbarkeit eines jeden Einzelnen. Als Lösung wird lediglich angeführt, man müsse sich eben individuell für den Wandel qualifizieren. Das schürt Konkurrenz und rückt lediglich individuelle (Re)aktionen in den Blick. Technische Veränderungen werden als gleichsam unveränderlich dargestellt, kollektive Gestaltungsmöglichkeiten (oder gar Möglichkeiten der Gegenwehr) werden nicht thematisiert und damit ausgeblendet. – Ja, richtig, ich kann die Sendungen noch gar nicht gesehen haben und werde auch nicht alle sehen können. Es ist auch lediglich eine Vermutung von mir über die Effekte für den Diskurs, von der ich hoffe, dass sie sich nicht bestätigt.
(Danke an Alexander Egeling für den Hinweis auf die Sendungen.) (Bild: „1935, Berlin: Ausstellung der Jugend: „Roboter wie er kommen wird“, Foto 1932 von Carl Weinrother; Bundesarchiv, B 145 Bild-P049619 / Weinrother, Carl / CC-BY-SA 3.0)
“Wilde Streiks – Der heiße Herbst 1969”– gute TV-Dokumentation
„Herbst 1969 – ein Novum in der deutschen Politik. Stahlarbeiter der Hoesch-Werke in Dortmund streiken ohne Genehmigung. Das ist ein wichtiger Wendepunkt in der Nachkriegsgesellschaft.
Arbeiter wollen teilhaben an den Gewinnen des Wirtschaftswunders – und setzen sich durch. Bezeichnend ist die Furcht der Eliten vor einer roten Revolution – und die brüske Abwehr der Arbeiter gegen alle Versuche der linken Studenten, eine gemeinsame Front zu bilden.
Ein letzter wichtiger Schritt vom alten Obrigkeitsstaat hin zur Mitbestimmung durch alle Teile der Gesellschaft.“ (Quelle: ZDF)
Unterstützung des Filmprojekts „Der marktgerechte Mensch“
Unterstützenswert ist der Film „Der marktgerechte Mensch„. Ich habe gespendet, damit der Film zustande kommt. Die Filmemacher (Leslie Franke, Herdolor Lorenz und Stefan Corinth) haben sowohl mit der Finanzierung von „unten“ als auch mit kritischen Filmen Erfahrung:
„„Der Marktgerechte Mensch“ entsteht als „Film von unten“ – finanziert von denen, die ihn sehen und zeigen wollen. Die letzten Projekte der Filmemacher wie „Wer Rettet Wen?“ „Water Makes Money“ und „Bahn unterm Hammer“ haben gezeigt, wie mit Aufklärung und Mobilisierung Einfluss genommen werden kann.“ (Quelle: http://kernfilm.de/index.php/de/projekte/62-der-marktgerechte-mensch)
„The next thing is this thing“
Yes, endlich mal ein konstruktiver Beitrag (von KesselsKramer) in der allgemeinen Welle des Konsumterrors. Warum kommt unsere Industrie nicht auf solche Ideen? Na gut, Ansätze sind nicht zu übersehen. „The next thing“ könnte unserer Leben verändern.
„Ausgedient“ – Film der Bundeszentrale für politische Bildung
„Der Filmemacher Michael Richter begleitete über zwei Jahre lang Bundeswehrsoldaten, die traumatisiert aus dem Auslandseinsatz zurückgekehrt sind. Er zeigt die Soldaten bei der Arbeit, zu Hause, beim Spaziergang im Park, bei der Therapiesitzung im Bundeswehrkrankenhaus. Die Soldaten beschreiben in Interviews, was ihnen im Einsatz widerfahren ist und wie sich ihr Leben dadurch verändert hat.“ (Quelle: Ausgedient | bpb )
Der Dokumentarfilm klingt sehr interessant, ich will ihn mir unbedingt ansehen. (Ausnahmsweise poste ich den Hinweis schon, bevor ich mir ein Urteil erlauben kann.)